Helmut Wahl steht in seiner zweiten Saison als Coach an der Bande des ERC Sonthofen. Der erfahrene Übungsleiter bildet zusammen mit Vladimir Kames ein kongeniales Trainer-Duo. Im Interview spricht der 56-Jährige über die spannende Viertelfinal-Serie, über die Stimmung im Sonthofer Eisstadion und die Zusammenarbeit mit Vladimir Kames.
In der Serie gegen Reichersbeuern steht es eins zu eins nach Siegen. Was lief beim 4:1-Heimerfolg gut?
Helmut Wahl: Es fing schon beim Warmup an – da waren wir fokussiert, standen gut und haben harte Pässe gespielt. Und dementsprechend sind wir auch ins Match reingegangen. Außerdem war es ein Heimspiel. Zuhause müssen wir einfach gewinnen – für den Verein und für die Fans. Von Beginn waren wir körperlich und mental präsent. Was ganz wichtig ist, weil wir ja wissen, dass Reichersbeuern hart auf den Körper spielt. Solche Spiele dürfen wir nicht erst ab dem Auftaktbully annehmen, das fängt schon viel früher an.
Was lief dann zwei Tage später beim 3:4 in Bad Tölz nicht so gut?
Helmut Wahl: Da waren wir uns nach dem guten, ersten Spiel vielleicht etwas zu sicher, haben möglicherweise schon mit dem Halbfinale geliebäugelt. Beim Warmmachen war ich dieses Mal nicht auf der Tribüne, um den Gegner zu studieren, sondern auf unserer Spielerbank. Da ist mir aufgefallen, dass die Haltung eine andere ist. Und wenn das Warmup nicht fokussiert abgearbeitet wird, gehst du als Spieler auch anders in die Partie. Gerade in den Playoffs entscheidet sich sehr vieles im Kopf. Die Cleverness ist ein ganz wichtiger Faktor. Das hat uns im zweiten Spiel gefehlt. Wir haben zum Teil schludrige Pässe gespielt oder Stellungsfehler gehabt und so den Gegner aufgebaut. Das ist nicht unser Spiel und nicht unser Anspruch.
Am Freitag steht der Showdown an. Worauf wird es ankommen?
Helmut Wahl: Wir müssen zu 100 Prozent bereit sein für dieses Spiel. Aber wie ich vorhin bereits sagte: Die Vorbereitung fängt schon die Woche vorher an. Das ist das bislang wichtigste Spiel der Saison. Das muss in die Köpfe aller rein. Die Jungs müssen das mit Sicherheit wieder sehr intensive Spiel sofort annehmen, Vollgas geben. Das, was wir die ganze Woche trainieren, müssen wir am Freitag vor einer sicherlich tollen Kulisse aufs Eis bringen.
Wie bereitet ihr euch auf dieses „Endspiel“ vor?
Helmut Wahl: Wir sind jetzt in der heißesten Phase der Saison. Von der Einstellung her sollen die Jungs genauso trainieren, als wenn es ein Pflichtspiel wäre: Harte Pässe zum Mitspieler und vors Tor, Laufbereitschaft und Leidenschaft. Klar, nicht jeder Zweikampf soll zu Ende geführt werden, um keine Verletzungen zu riskieren. Aber eine gesunde und faire Härte möchten wir Coaches auch im Training sehen.
Wie sehr hilft es, dass ihr Freitag ein Heimspiel habt?
Helmut Wahl: Unser siebter Mann steht da draußen auf der Tribüne. Die Unterstützung haben wir schon beim 4:1 am vergangenen Freitag gespürt. Der Funke muss aber zu allererst vom Eis auf die Zuschauer überspringen. Ich denke da immer sofort an die überragende Stimmung an der Pista la Valascia, der Heimspielstätte des HC Ambri Piotta, oder an die legendäre Brehmstraße bei der Düsseldorfer EG. Unsere Aufgabe ist es, dass das Eisstadion am Freitag auch so ein kleines Tollhaus wird. Es waren ja schon viele in Tölz dabei, was uns sehr gefreut hat.
Wie sehr freust du dich und das gesamte Team auf das Spiel?
Helmut Wahl: Sehr. Ich habe in meiner Laufbahn schon viele entscheidende Partien als Spieler oder Trainer erlebt. Das ist einfach die geilste Zeit des Jahres. Das ist Playoff-Hockey. Wir wollen weiterkommen. Klar, in den Playoffs und gerade in Entscheidungsspielen wie diesen ist immer alles möglich. Wir können auch mal einen Ausrutscher haben. Aber wir alle werden alles dafür tun, dass wir ins Halbfinale einziehen.
Stell dir vor, es ist Freitagabend gegen 22 Uhr. Was wirst du der Mannschaft sagen?
Helmut Wahl: Wir werden ihr zum Sieg gratulieren. Das ist Vladis und mein Ziel.
Apropos Vladi. Vielleicht noch ein paar Worte zu eurer Zusammenarbeit?
Helmut Wahl: Ich schätze Vladi und die Zusammenarbeit mit ihm sehr. Ich finde, wir ergänzen uns unglaublich gut und gehen die Aufgabe mit Team und Umfeld hochprofessionell an. Und ich hoffe, dass wir in dieser Saison noch einige Partien vorbereiten und zusammen absolvieren können.
Fotos: Bettina Brunner
Text: Nicolas Berthold
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