Der ERC Sonthofen ist in einer äußerst komfortablen Situation: Mit Fabian Schütze und Calvin Stadelmann hat der Eishockey-Landesligist die zwei besten Goalies der Gruppe A in seinen Reihen. Und mit dem jungen Felix Ottenbreit einen hochtalentierten dritten Torhüter in Schlagdistanz, der auf seine Einsatzchance wartet. Ein Interview über die Stimmung in der Mannschaft, die Playoffs und die Torhüter-Familie.

Fabian und Calvin, statistisch gesehen seid ihr die besten Keeper eurer Landesliga-Gruppe. Ihr habt beide eine Fangquote von deutlich über 90 Prozent und den niedrigsten Gegentorschnitt. War euch das bewusst?
Calvin Stadelmann: Ja, wir schauen auch auf die Zahlen und kennen unsere Statistiken. Das freut uns natürlich schon. Aber am Ende möchten wir mit unserer Leistung dem Team helfen, Erfolg zu haben. Auf dem Weg dorthin sind wir als Keeper ein Baustein. Wir machen unseren Job so gut es geht und unsere Vorderleute helfen uns ungemein in diesem Jahr.
Fabian Schütze: Das stimmt. Statistiken sind schön, aber es gehört noch so viel mehr dazu. Können, Glück und eine Teamleistung. Auch der beste Torhüter ist machtlos, wenn seine Vorderleute nicht mitdenken. Und da können wir in diesem Jahr auf diese Mannschaftsleistung stolz sein.
Felix, wie sehr hilft es dir als junger Torhüter, mit so guten und erfahrenen Keepern jede Woche zusammenzuarbeiten?
Felix Ottenbreit: Sehr, denn ich schau mir im Training verdammt viel von den beiden ab. Sie geben mir Tipps, wo und wie ich mich noch verbessern kann. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit Fabian und Calvin auf dem Eis zu stehen.

Wobei können die beiden dir besonders helfen?
Felix Ottenbreit: Das ist absolut abhängig von dem, was wir gerade trainieren. Zunächst einmal beobachte ich viel: Wie bewegen sie sich, wann treffen sie welche Entscheidung. Dann geht es mal ums Positionsspiel oder um die Arbeit mit der Fanghand. Hinzu kommt, dass wir viel miteinander reden – auf dem Eis, aber auch vorher oder nachher. Fabian und Calvin nehmen sich viel Zeit und davon profitiere ich ungemein.
Der ERC ist Tabellenführer und blickt auf eine aktuell herausragende Bilanz von 20 Siegen in 21 Spielen. Da könnt ihr wahrscheinlich nur zufrieden mit sein, oder?
Fabian Schütze: Die Anzahl der Siege spricht für sich, denke ich. Mit der Art und Weise, wie wir in einigen Spielen aufgetreten sind, können wir sicherlich nicht zufrieden sein. Und doch haben wir die allermeisten dann noch für uns entschieden.

Ist genau das die besondere Qualität, die euch in diesem Jahr auszeichnet?
Calvin Stadelmann: Wir haben einen extrem guten Teamgeist. Eishockey ist ein Mannschaftssport – und wenn du Erfolg haben möchtest, geht es nur gemeinsam. Wenn wir merken, dass wir vielleicht nicht unseren besten Tag erwischt haben, motivieren und pushen wir uns gegenseitig, um unser Ziel, was wir vor Augen haben, auch zu erreichen. Wir bewegen uns in Richtung Playoffs. Wir wissen, dass noch ein Haufen Arbeit auf uns zukommt. Und gleichzeitig sind wir in diesem Jahr bereit, den entscheidenden Schritt zu gehen.
Wenn man euch drei auf und neben dem Eis beobachtet, fällt sofort auf, wie gut ihr euch versteht. Wie sehr hilft euch die gegenseitige Sympathie?
Calvin Stadelmann: Ein gesunder Ehrgeiz zwischen uns ist definitiv da. Und der muss auch da sein, damit wir uns in gewissen Situationen anstacheln. Aber sportliche Ambitionen trennen wir von dem menschlichen. Wir drei verstehen uns als kleine Goalie-Familie. Wir hocken in der Kabine zusammen und da entwickelt sich schon eine besondere Beziehung zwischen uns.
Fabian Schütze: Dass Calvin und auch Felix mich als erfahrensten von uns Torhütern verdrängen wollen, ist doch klar. Am Ende möchte jeder auf dem Eis stehen und der Mannschaft helfen. Wenn ich mir jetzt schon die Spiele vom Calvin anschaue, sehe ich, dass ich auch in meinem fortgeschrittenen Alter mächtig Gas geben muss (lacht). Und dann ist da ja auch noch Felix, der hochtalentiert ist. Dass wir drei uns so gut verstehen, ist ein geiler Zusatz und habe ich so in der Form auch nicht erlebt.

Fabian hat dich und deine Entwicklung gerade gelobt. Wie siehst du deinen Weg bisher?
Felix Ottenbreit: Die Zusammenarbeit mit Fabian und Calvin bringt mir unheimlich viel. Gerade als Torhüter ist Spielpraxis wichtig und die bekomme ich bei unserer U20, bei der ich fast alle Partien absolviert habe. Ich glaube, dass ich mich, auch gerade mit der Unterstützung der beiden und der Trainer, in eine richtige Richtung bewege.
Um dann vielleicht bald vor über 1.000 Zuschauern auf dem Eis zu stehen?
Felix Ottenbreit: Das ist schon ein kleiner Traum von mir, ganz klar. Darauf arbeite ich hart hin, damit er irgendwann auf heimischem Eis vor diesem tollen Publikum in Erfüllung geht.
Fabian Schütze: Ich möchte an der Stelle eine Sache sagen, die Calvin und mir sehr wichtig ist: Felix steht bei der ersten Mannschaft noch nicht so im Fokus, weil wir zwei die Einsatzzeiten kriegen. Aber das, was er jedes Mal im Training und bei der U20 abliefert, ist abartig gut. Er arbeitet so hart an sich und er hat ein riesiges Potenzial. Felix‘ Entwicklung macht Calvin und mich als seine Torhüterkollegen und Mentoren unglaublich stolz.
Am Freitag kommt Burgau zum Gipfeltreffen nach Sonthofen. Beim 3:2-Sieg gegen die Eisbären standest du, Calvin, zwischen den Pfosten, beim 4:0 in Burgau vor zwei Wochen war es Fabian. Was für eine Partie erwartet ihr am Freitag?
Calvin Stadelmann: Es wird eine Partie auf Augenhöhe. Dafür allein reicht schon ein Blick auf die Tabelle. Burgau wird es uns ganz sicher nicht einfach machen, weil sie den ersten Saisonsieg gegen uns holen wollen. In Spitzenspielen sind wir Torhüter immer ganz besonders gefordert. Es ist mit allem zu rechnen – außer, dass es ein Spaziergang wird.

Wie aussagekräftig wäre ein Sieg von euch im Hinblick auf das Rennen um Platz eins?
Fabian Schütze: Wir müssen das Spiel gewinnen, um den ersten Rang zu festigen. Ansonsten ist Burgau wieder ganz nah an uns dran. Eine gewisse tabellarische Brisanz hat das Match also. Das Schöne ist, dass wir es in der Hand haben. Aber wir müssen bereit sein und uns fokussieren, um unsere Leistung zu bringen. Wir werden jedenfalls alles geben, um den Fans einen Heimsieg zu bescheren.
Abschließende Frage: Was ist jeweils euer Ziel in dieser Saison?
Felix Ottenbreit: Persönlich möchte ich mich weiterentwickeln, viel Spielpraxis in der U20 kriegen, um mich weiter zu verbessern. Das Ziel der Mannschaft lautet, so weit wie möglich zu kommen. Nicht aufgeben und dann ist für uns vieles drin.
Calvin Stadelmann: Das sehe ich auch so. Persönlich mich im Training und den Spielen voll reinhängen, mental stark bleiben, um mit dem Team Erfolg zu haben. Wir sind in den beiden vergangenen Jahren zweimal im Playoff-Halbfinale gescheitert, über diese Hürde wollen wir in dieser Saison springen. Und ich persönlich würde dann nicht in ein Finale gehen, um das Eis als Verlierer zu verlassen.
Fabian Schütze: Auch wenn ich schon länger dabei bin, habe ich immer noch den Ansporn, mich weiterzuentwickeln. Und was die Mannschaft in diesem Jahr betrifft: Ich möchte mit den Jungs das letzte Spiel der Saison gewinnen!
Ihr drei, herzlichen Dank für den schönen Austausch.
Erstes Bully am Freitagabend im Eisstadion an der Hindelanger Straße ist um 20 Uhr.
Fotos: Bettina Brunner
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