In Pfronten war es Vladimir Kames, der 13 Sekunden vor dem Ende das 5:4 für den ERC erzielte - am Freitagabend im heimischen Eisstadion an der Hindelanger Straße war es Kevin Adebahr, der mit seinem zweiten Treffer des Abends unglaubliche fünf Sekunden vor Schluss ebenfalls das 5:4 für die Schwarz-Gelben markierte. Was für ein Derby-Drama mit dem glücklichen Ende für Sonthofen vor der sensationellen Kulisse von fast 1.200 Zuschauern.
Oberallgäu gegen Ostallgäu, Tabellenführer gegen Rangdritter, Sonthofen gegen Pfronten - von Beginn an war mächtig Dampf im Derby-Kessel. Es dauerte nur 89 Sekunden, bis die Gastgeber, die mit Keeper Fabian Schütze zwischen den Pfosten starteten, ihren ersten nennenswerten Angriff zur Führung verwerteten: Mit Tempo zog Dan Przybyla ins Angriffsdrittel, blieb mit seinem Schussversuch an den Schonern des Gegenspielers hängen, Jonas Gotzler schaltete am Schnellsten und netzte zum 1:0 ein (Weiterer Assist durch Filip Krzak). Pfronten aber zeigte sich nicht geschockt vom frühen Gegentreffer. Nur zwei Minuten später nutzten die Falcons einen Fehler im Aufbau der Schwarz-Gelben: Tobias Nöss ließ Fabian Schütze mit seinem platzierten Schuss keine Chance.
Als dann Aaron Grillinger für zwei Minuten auf die Strafbank wanderte, spielten die Pfrontner das Überzahlspiel eiskalt aus und trafen in der 9. Minute durch Jakub Bernad zur 2:1-Führung. Nicht unverdient zu diesem Zeitpunkt, denn die Ostallgäuer hatten viel Zug zum Tor entwickelt und sich einige Chancen herausgespielt. In der 14. Minute hätten die Sonthofer dann eigentlich in eigener Überzahl den Ausgleich erzielen müssen, als Gästekeeper Dominik Gimbel zweimal geschlagen auf dem Boden lag und Dan Przybyla und Adam Suchomer die Hartgummischeibe nicht im leeren Tor unterbringen konnten. Und wenig später hätten sich die Gastgeber den Ausgleich mehr als verdient: In erneuter Überzahl trafen sie zweimal das Gestänge des Pfrontner Tors. In der 17. Minute aber durften die fast 1.200 Zuschauer - was für eine unglaubliche Zahl für ein Landesliga-Match - im prächtig gefüllten Eisstadion jubeln: Auf Vorlage von Nicolas Neuber und Adam Suchomer erzielte Kevin Adebahr das 2:2.
Das zweite Drittel begann mit einem Kabinettstückchen von Ondrej Havlicek: Nach einem Pfrontner Stellungsfehler in der eigenen Zone schnappte sich der Tscheche in der 22. Minute auf Vorlage von Dan Przybyla und Chad Frost den Puck und zeigte bei seinem Schuss in den Winkel seine ganze technische Raffinesse - 3:2 für den ERC, das Eisstadion tobte! In der Folge entwickelte sich ein offener und rassiger Schlagabtausch - beide Teams suchten immer wieder den Weg nach vorne. Fabian Schütze konnte sich gleich mehrfach auszeichnen und sicherte vorerst den Vorsprung für seine Farben.
Packende Torraumszenen, eine hohe läuferische Intensität und eine faire Zweikampfhärte - bis zur Mitte dieses Nachbarschaftsduells hatten die Fans beider Lager bereits all das gesehen, was den Eishockeysport so faszinierend macht. Einziger Wehrmutstropfen für die Schwarz-Gelben: Das sonst so bissige Überzahlspiel der Sonthofer wollte noch nicht wirklich funktionieren. Gleich vier Powerplays ließen sie ergebnislos verstreichen, was in diesen Situationen vielleicht auch an dem aggressiven und gut gestaffelten Abwehrverbund der Gäste lag. So retteten die Gastgeber die knappe Führung in den Schlussabschnitt.
Und der begann genauso wie die vorherigen 40 Spielminuten: Mit viel Einsatz und hohem Tempo auf beiden Seiten. In der 42. Minute zahlte sich das Engagement für die Gäste aus, als Niklas Munz das 3:3 erzielte. Nur 40 Sekunden darauf aber führten wieder die Hausherren, als Kapitän Marc Sill eine schöne Kombination über Adam Suchomer und Ondrej Havlicek aus kurzer Distanz zum 4:3 abschloss und das weite Rund lautstark jubelte.
Die Partie wurde fortan immer intensiver. Erst recht, als in der 48. Minute Akseli Kyttälä mit einem Schuss von der blauen Linie den erneuten Ausgleich für die Pfrontner erzielte und die Spannung ihren Höhepunkt erreichte. Das Derby lebte nun einzig und allein vom Kampf - und mit den etwas besseren Gelegenheiten für die Gäste, die Fabian Schütze zweimal mit sensationellen Paraden zunichte machte. Und dann kam es so, wie es in einem spannenden und dramatischen Derby einfach kommen musste: herzinfarktähnliche fünf Sekunden vor der Schlusssirene stocherte Kevin Adebahr den Puck zum 5:4 über die Linie (Assists: Nicolas Neuber, Filip Krzak). Der Jubel im Eisstadion kannte keine Grenzen und die letzten fünf Sekunden gingen in der kollektiven Ekstase unter.
Am Sonntag reist der ERC Lechbruck nach Sonthofen. Erstes Bully ist um 18 Uhr.
Fotos: Bettina Brunner
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